Perspektiven - Heilungsprozess für Adoptierte

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Adoption
Perspektiven


Oftmals wird Adoption zu einer endgültigen Lösung für ein vorübergehendes Problem. Unsere Gesellschaft sieht Adoption als ein Allheilmittel. „Win-Win”, eine Situation, bei der alle Seiten gewinnen. Tatsächlich beginnt jede Adoption jedoch mit enormen Verlusten für alle Beteiligten. Die leibliche Mutter verliert ihr Baby, das Baby verliert seine Mutter und die Adoptiveltern haben ihr genetisches Kind verloren. Adoption ist kein Allheilmittel und heilt gewiss keine Unfruchtbarkeit oder den Verlust seiner Mutter und seines Kindes. Das heißt nicht, dass es in den Fällen, wo es keine andere Wahl gibt, dem Baby nicht gut gehen kann. Allerdings müssen die Erwachsenen aufgeklärt werden, damit es dem Kind so gut wie möglich gehen kann.

Wir wünschen uns, dass

  • ...alles dafür getan wird, die leibliche Familie intakt zu halten. Wenn das nicht möglich ist, sollte die nächste Wahl sein, das Baby im erweiterten Familienkreis zu behalten, immer mit der Priorität sicherzustellen, dass das Baby in einer sicheren und fürsorglichen Umgebung sein wird. Es darf nicht sein, dass immer noch Mütter aus finanziellen Gründn ihre Kinder abgeben müssen und keine Unterstützung erhalten.

  • ...alle Adoptionen von Beginn an offene Adoptionen sind.
    „Offen“ bedeutet regelmäßige Kontakte zu den leiblichen Eltern während der Kindheit und Jugend, unter der Bedingung, dass das Kind immer sicher und niemals in Gefahr ist. Wenn nötig, sind begleitete Besuchskontakte besser als gar keineEs kommt die Frage auf, ob es nicht zu verwirrend für ein Kind ist zwei Mütter in seinem Leben zu haben. Viel verwirrender ist es jedoch für Adoptierte, wenn ihre leibliche Mutter in ihrem Leben fehlt. Leben Scheidungskinder nicht für gewöhnlich in Beziehungen mit zwei Müttern?

  • ...dem Kind niemals sein Name und seine Herkunft genommen wird.
    Warum wird der Adoptionname rechtlich zum GEBURTsnamen? Der Geburtsname sollte beibehalten werden, es sei denn es gibt rechtfertigende Umstände. Scheidungskinder behalten ihren ursprünglichen Namen, warum nicht auch Adoptierte? Zudem sollten Kinder nicht aus ihrer Kultur herausgerissen werden. 

  • ...das Kind während seiner Entwicklungsstufen regelmäßige „Adoptionsvorsorgeuntersuchungenbei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten hat, die sich mit frühkindlichen Traumatisierungen auskennen. 
    Diese Vorsorgeuntersuchungen der seelischen Gesundheit sollten ähnlich betrachtet werden wie vorbeugende zahnärztliche Maßnahmen – nicht als Zeichen, dass etwas nicht stimmt oder dass das Kind irgendwie krank oder geschädigt ist. Natürlich sollten gefundene „Löcher“ gefüllt werden. Die Vorsorgeuntersuchungen geben dem Therapeuten die Möglichkeit zu sehen, wie der Bindungsprozess zu den Adoptiveltern vorangeht, und bieten dem Kind die Möglichkeit schwierige und verwirrende Gefühle auszudrücken, bevor sie verdrängt werden. 

  • ...die Adoptiveltern (und die Gesellschaft) erkennen, dass das Kind einen der schlimmsten Verluste der Welt erlebt hat.
    Es ist keine Zeit der Freude für das Neugeborene. Bei Kindern, deren Eltern gestorben sind, würde jeder anerkennen, dass sie ihr Leben auf eine sehr traurige Weise begonnen haben. Sie hätten Bilder und ein Grab, das sie besuchen können und man würde ihnen erlauben und sie sogar dazu ermutigen ihre traurigen Gefühle und ihre Wut auszudrücken. Sobald jedoch das Wort Adoption ins Spiel kommt, sehen die meisten Leute den Verlust als nicht so schlimm oder überhaupt als einen Verlust an. Aus der Perspektive des Kindes ist die Erfahrung allerdings die gleiche. Wenn ein psychologischer Tod geschieht, ist es genauso traurig, genauso tragisch und muss genauso betrauert werden, wenn nicht noch mehr. Dies zu verleugnen, bedeutet die Realität zu verleugnen und verhindert Trauerarbeit und Trauerarbeit ist ein wichtiger Teil der Heilung.

  • ...die Folgen einer Adoption auch im Rahmen des pädagogischen und psychologischen Curriculums in Ausbildung und Studium thematisiert werden.



 
 
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